habe letzte Woche die Zündanlage meines Motors komplett überholt (bis auf die Zündspule), da diese mächtig verschlissen war, besonders Unterbrecher, Verteilerfinger + Kappe. Den Schließwinkel habe ich mit einer Fühlerblattlehre auf 0,4mm eingestellt, diesen Wert habe ich handschriftlichen Aufzeichnungen meines Vorbesitzers entnommen, ist der korrekt? Der alte Abstand am eingebauten Unterbrecher betrug nur 0,3mm (außen gemessen) und der Motor lief damit eigentlich gut und sprang auch stets gleich an. Allerdings war der Unterbrecher sehr stark verbrannt und hatte schon einen dicken Huckel auf der Kontaktfläche. Da mein Motor keinen Anlasser besitzt, ist es nun sehr schwer, den exakten Zeitpunkt für die Frühzündung zum Starten zu ermitteln. Ich habe mich schon auf einen 5mm Verstell-Bereich mit dem Zündverstellhebel ran gearbeitet, wo mir die Spätzündung am nächsten zu liegen scheint. Stelle ich beim Anlassen auf Spät, wie vorher mit den alten Teilen, zündet er in den Auslass, also zu spät. Gebe ich mit dem Verstellhebel 5mm nach, macht der Motor zündtechnisch keinen Muchs. Dazwischen sprang er schon mehrfach an, lief jedoch sehr rau und nahm das Gas nicht an und ging somit wieder aus. Ich habe gestern 3h versucht den Motor zum Laufen zu bekommen, aber bis auf 3x Anspringen mit rauem Lauf und 7 Fehlzündungen, bin ich nicht voran gekommen. Dafür habe ich jetzt Arme wie Schwarzenegger. Ich habe die Zündanlage auch nochmal komplett durchgemessen, von der Zündspule bis zu den Kerzen ist alles i.O.. Gibt es irgendeinen Trick den Zündzeitpunkt, speziell den späten zum Starten, einzustellen? Ein Stroboskop habe ich leider nicht zur Verfügung. Habt Ihr vielleicht eine Idee, woran es liegen könnte? L.G. Tino
Mal ganz allgemein zur Zündeinstellung bei Verbrennungsmotoren:Auch werksmässige Markierungen,egal bei welchem Hersteller,sind oft alles andere als exakt ,bisweilen auch gar nicht vorhanden .Es gibt auch keine Standartwerte,die geeignete Vorzündung ist u.A. auch von Brennraumform und-Volumen ,Kerzenposition,Einfach-oder Doppelzündung,Spritqualität...abhängig (z.B. Guzzi 1100 mit Doppelzündungsumbau usw. 28 Grad;Rolls Royce Merlin (Spitfire)über 40 Grad;Limbach 2000 Einfachzündung 30 Grad ,derselbe mit Doppelzündung 25 Grad)Da hilft nur das Handbuch oder bei Eigenbau oder -Modifikation eben (prüfstandmässiges)Probieren!Hier geht es um die volle Vorzündung für volle Leistung bei voller Drehzahl. Zum guten Anspringen ohne Rückschlaggefahr ist ein Zündzeitpunkt zwischen 5 grad v.O.T. und O.T. bei allen mir bisher untergekommenen Motoren,und das sind einige,sehr geeignet. Zuerst eimal ist es aber nötig,den GENAUEN oberen Totpunkt zu bestimmen.Fühlen durchs Kerzenloch reicht nicht aus! Man beschaffe sich eine ordentliche Gradscheibe und befestige diese ander Kurbelwelle und einen stabilen Zeiger fest am Gehäuse.Ins Kerzenloch wird ein (z.B.aus einer alten Zündkerze gebastelter )Anschlag für den Kolben geschraubt.Nun die Kurbelwelle drehen, einmal linksrum ,einmal rechtsrum vorsichtig bis zum Anschlag .Die so gewonnenen Positionen auf der Gradscheibe markieren,genau dazwischen ist der wahre O.T.Man kann, wenn Anlasser -Zahnkranzscheibe,Schwungrad,genügend grosse (!!)Riemenschebe vorhanden sind,nun dauerhafte Markierungen hierauf anbringen und ebenso dauerhafte gehäuseseitige Gegenmarkierungen für die wichtigen Werte (z.B.volle und geringste Vorzündung,Steuerzeiten...). Wann ein Unterbrecher bei einer Batteriezündung öffnet lässt sich bei gaaaanz langsamem durchdrehen des Motors(bei demontierten Kerzen) in Laufrichtung mittels einer simplen Prüflampe ermitteln(bei Magnetzündung geht das ,weil der Unterbrecher über die Primärwicklung kurzgeschlossen ist ,aber da gibts Geräte ,die auf die sich verändernde Induktivität reagieren, das iss ne andere Geschichte...)Also zuerst einmal die volle Frühzündung einstellen.Falls eine Handverstellung für die Zündung vorhanden ist,diese vorher in Vollfrüh-Stellung bringen.Wenn die Einstellung beendet und nochmals kontrolliert ist, Motor auf die Spätzündungs _Position drehen ,mit der manuellen Zündverstellung den Punkt suchen,wo der Unterbrecher gerade öffnet .Diese Position am Zündverstellhebelgegenstück markieren.Diese Stellung dann zum Starten benutzen. Unterbrecher (wie auch neu gekaufte Zündverteiler!!)sind oft von mässiger Qualität.Das Kontaktmaterial brennt sehr schnell ab unter Bildung von Pickeln und Kratern,die harte Schicht ist,falls überhaupt vorhanden,sehr dünn,die Kontakte berühren sich nicht ganzflächig planparallel ... Kondensatoren sterben auch bisweilen vor der Zeit. Ein Zu kleiner Schliesswinkel macht sich ,falls der Unterbrecher überhaupt zu geht,nicht beim Starten sondern eher bei hoher Drehzahl(zu wenig Zeit zum Aufbau des Magnetfelds in der Zündspule)bemerkbar! Erfahrungsgemäss ist zwischen 0,3 oder 0,4 mm Kontaktabstand(wenn der Zündzeitpunkt jeweils korrekt steht,geänderter Kontaktabstand verschiebt auch den Zündzeitpunkt!!) bei einem gewöhnlichen braven Automotor kei Unterschied im Lauf wahrnehmbar. Das das nicht so sein muss mit der Qualität der Unterbrecher sehe tagtäglich ich an meinem alten 500er Einzylinder mit noch älterem BTH (war mal Luftfahrt- Zulieferer)_Zündmagnet,der seit über 30 Jahren mit demselben damals schon nicht neuen Unterbrecher einwandfrei läuft....
vielen Dank für den so ausführlichen Beitrag und die Tipps, ich werde am kommenden Wochenende mein Bestes gebe und versuchen, einiges davon umzusetzen. Habe auch schon jemanden mit Schließwinkel-Meßgerät gefunden, wenn das nicht hilft, werde ich wohl tatsächlich die alten Teile nach und nach wieder einbauen und schauen, ob sich das Problem gibt, nach dem Motto "never change a running system", obwohl das bei dem Verschleiß außer Frage steht. Was Du mit dem Unterbrecher schreibst, dass die Kontaktflächen sich nicht ganzflächig berühren, habe ich beim Einbau schon festgestellt, obwohl ich den gleichen Unterbrecher von BERU wie vorher verwende, scheint er doch etwas unedler. Hier werde ich auch anfangen und den alten nochmal einbauen, würde mich nicht wundern, wenn er dann wieder schnurrt...also vielen Dank nochmal!!!
Unterbrecher,bei denen die Hartschicht nicht nur aufgedampft oder aufgalvanisiert ist,sprich eine Dicke hat ,die über ein paar Hundertstel mm hinausgeht (dunnemals waren 1 bis anderthalb mm üblich!) lassen sich durchaus restaurieren,sie sind dann wesentlich besser als so manche Neuteile!Ein Wasser- oder Ölstein,wie man ihn z.B. zum Schärfen hochwertiger Damaststahl-Kochmesser benutzt tuts auch zum "Einebnen"der Kontakte.Die absolute Planparallelität lässt sich mit geschick und feiner Spitzzange durchaus realisieren!Selbst die Lagerung,um die der Kontaktarm schwenkt,lässt sich durch Ausbuchsen (z.B. mit Teflon)instandsetzen!Gutes Kontaktmaterial hatte u.A. DODUCO in Pforzheim,die hatten Edelmetallüberreste der dortigen Schmuckindustrie recycelt...Kondensatoren müssen die richtige Kapazität (u.A. abhängig von detr Zündspulen-Induktivität)haben und vor allem schaltfest(induktive Last)sein:Spezifikation mindestens MKP! Solang die aus dem KFZ-bzw Motoren-Bereich kommen,in Ordnung,aber wenn aus dem Elektronikladen:Vorsicht!!